M-Bahn

[moistboy]

Wusstet ihr, dass es in Berlin mal eine Magnetbahn gab? Ich hab das zufällig erfahren, als ich eine Broschüre durchblätterte mit dem schönen titel: "Bauten der 80er Jahre in Berlin - Sonderdruck für Gäste aus der DDR".

Hier gibt's ein paar Informationen darüber. War wohl bloss eine Versuchsstrecke, und die stand wohl auch unter keinem guten Stern wenn man das liest.

[Cruzer]

Naja, das ist eigentlich nicht so ubekannt. Sogar Personen die nicht aus Deutschland stammen, kennen diese Bahn.
Sieh steht sogar schon seit einem 1/4 Jahr auf meiner ToDo Liste fürs 192comic.
http://de.wikipedia.org/wiki/M-Bahn

[prissi]

Ich bin die mehrfach gefahren. War eigentlich nicht schlecht. Wurde sogar 10 Jahre eingelagert und dann verschrottet und statt dessen eine U-Bahn zum Haupbahnhof gebaut (die aber auch nach 15 Jahren nur 10x so teuer war und immer noch nicht fertig. Echter Berliner Filz halt.) Die Magnetbahn hatte übrigens Rollen, nur der Antrieb war per Linearmotor.

Fahrgefühl war sportlich. Die Züge waren kurz, ein Wagen war ein halber Bus lang und maximal waren es, glaube ich, Vierwagenzüge.

[Gotthardlok]

Wenn wir schon beim Thema sind: In unserer Tageszeitung von heute gibts einen längeren Artikel über ungenügend gewartete und daher zwangsweise mit Fahrverbot belegte S-Bahn-Züge in Berlin, weil die DB für die Wartung bestimmte Gelder von der Stadt Berlin (EUR 200*10^6 jährlich) zweckentfremdet haben soll. Stimmt das wirklich? Wenn ja, weiss jemand da noch genaueres?

[jonasbb]

Da die S-Bahn der DB gehört und die DB einen guten Aktienkurs haben wollte (unter Mehdorn) musste die S-Bahn 14% ihres Umsatzes als Gewinn abgeben. Dadurch fehlte das Geld für Inspektionen und das ist ja jetzt das Problem.

[prissi]

Sie haben zwei von drei Werkstätten geschlossen und alle Züge aus DDR-Zeit (die waren "nur" von 1987, also noch nicht wirklich alt) ausgemustert per sofortiger Schrottpresse. (Die Olympiazüge von 1936-1955, die bis 2002 noch fuhren, gingen noch nach Nairobi?, glaube ich.) Die neuen waren nur teurer und verbrauchten mehr Strom, sahen aber schicker aus und haben Adtranz glücklich gemacht. Ach ja, man brauchte sie angeblich für einen 60min Standringumfahrung; das hätte man aber mit kürzeren Wartezeiten (die S-Bahn wartet ewig auf den Bahnhöfen, verglichen mit der U-Bahn) auch hinbekommen.

Der Senat wollte die Ringbahn ausschreiben, aber dann ist da doch wieder ein Berliner Klüngelvertrag bis 2014 geworden.

Die haben übrigens nicht nur die Fahrzeugwartung zurückgefahren. Heuer hatten wir mal wieder -10°C Celsius und scheinbar haben sie gar keine funktionierenden Weichenheizungen mehr in den Außenbezirken und in den BWs! installiert. Naja, der letzte Eisenbahner musste 2005 den Vorstand in Richtung Vorruhestand verlassen, seit dem sind da nur Bänker und Wirtschaftler drin ...

[micshow]

Um Kosten zu reduzieren, hat die S-Bahn u.a. Werkstätten geschlossen und Personal zur Wartung entlassen. Der Betriebsrat warnt seit mittlerweile mehreren Jahren davor, dass die S-Bahn auf Verschleiß gefahren wird und die S-Bahn keinerlei Reserven hat (an Zügen wie auch an Material und Personal).
Der Bruch eines Radreifens in Kaulsdorf im Mai 2009 und die Entgleisung des Zuges waren der Stein des Anstoßes. Nachdem das Eisenbahnbundesamt der S-Bahn daraufhin verschärfte Kontrollintervalle für die Radreifen der neuen Baureihe 481 (Taucherbrille) auferlassen hat (welche von der S-Bahn still ignoriert wurden - mangels Kapazitäten) gab es Mitte Juli erneut eine Verschärfung der Intervalle bzw. die bis dato nicht geprüften Züge mussten alle aus dem Verkehr gezogen werden. Die verbleibenden Züge (es sollen wohl etwa nur noch 1/3 aller Viertelzüge der S-Bahn gewesen sein) müsse dementsprechend mehr fahren um die ausgefallenen Züge halbwegs zu kompensieren. Dadurch kommt auch bei diesen fahrbereiten Züge die nächste Prüfung immer schneller näher (die Prüfungsintervalle richten sich nach den gelaufenen Kilometern). Um aus diesem Teufelskreis herauszukommen, versucht die S-Bahn nun durch die Stilllegung eines großen Teils der noch fahrbereiten 481-Züge über zwei bis drei Wochen den Rückstand der Prüfung wieder auszuholen. Dadurch ist nun halt auch die Stadtbahn und viele Strecken in die Außenbezirke und ins Umland von der kompletten Stilllegung über mehrere Wochen betroffen.

Die Staatsanwaltanschaft ermittelt jetzt nicht nur gegen die Verantwortlichen des Vertuschens der unterlassenen Kontrollen, sondern wohl auch gegen die S-Bahn selbst, da hier Gelder des Senat durch die S-Bahn der Bahn zugeleitet worden sind (finde den Artikel momentan nicht wieder - subventionsrechtliche Verstöße etc.). Das waren im letzten Jahr 56 Millionen Gewinn den die S-Bahn an die Bahn abführen musste. Gleichzeitig erhielt die S-Bahn aber vom Senat 156 Millionen Euro Zuschuss. Diese Durchschleusung über die S-Bahn von finanziellen Landesmittel in eine Gesellschaft die dem Bund gehört ist wohl nicht rechtens.

Die "alte" Baureihe 485 (Coladose) wurde übrigens größtenteils aufs Abstellgleis geschickt oder verschrottet. Die abgestellten Züge befinden nun aber durch die lange Wartezeit in einem so miserablen Zustand, dass sie kurz- oder mittelfristig auch nicht mehr einsetzbar sind. Von anfänglich 166 Viertelzüge sind z.Z. wohl nur noch 58 in Betrieb. Diese Baureihe hätte zumindest einen großen Teil der Ausfälle der Taucherbrille auffangen können.

Die "ganz alten" Baureihen (Rundköpfe und Stadtbahner) sind bis 2004 alle verschrottet oder verkauft worden.

Original von prissi Naja, der letzte Eisenbahner musste 2005 den Vorstand in Richtung Vorruhestand verlassen, seit dem sind da nur Bänker und Wirtschaftler drin ...

und Juristen - siehe der vor kurzem "geabfindete" S-Bahn Vorstandschef Heinemann.

EDIT: Hab ganz vergessen zu schreiben, dass ich seit drei Wochen nur noch kotzen (Entschuldigung!) muss wenn ich zur Uni fahre. Das dauert nämlich jetzt doppelt so lang...

[moistboy]

Hehe, auf die Diskussionen zur Berliner S-Bahn hab ich eigentlich schon seit Tagen gewartet. Und jezt macht ihr das in meinem schönen M-Bahn-Thread; Sauerei

Die S-Bahn Story ist natürlich krass. Das tollste ist, dass die noch nicht mal für SchienenErsatzVerkehr sorgen. Früher dachte ich immer "Ach Kacke, schon wieder Schienenersatzverkehr" heute weiss man, da gings uns noch gut Demnächst ist auch noch Leichathletik WM in Berlin, das kann heiter werden.

[whoami]

Nach meinen Informationen sollen BVG (U-Bahn, Straba, Busse) und DBAG (Nahverkehrszüge) einiges mit ihren Reserven kompensieren, Eisenbahnzüge zumindest dort, wo passende (mit der S-Bahn konkurrierende) Strecken vorhanden sind.

Wer hätte auch ahnen können, dass nach ICE-1, BR 611, ICE-TD, ICE-3, ICE-T noch eine 'moderne' Bauserie systematische sicherheitsrelevante Mängel (an den Radsätzen, Fahrwerken etc.) aufweist...

[moistboy]

Ja, man muss halt jetzt auf die übrigen BVG und DB Verkehrsmittel zurückgreifen. Zwischen Ostbahnhof und Zoo muss man jetzt mit der Regionalbahn Fahren, das konnte man schon immer, jetzt ist es halt die schnellste Notlösung. Die Anderen BVG Verkehrsmittel fahren aber nicht parallel zur S-Bahn - wär ja bei Normalbetrieb auch Quatsch. Wer also z.B. von Grünau nach Schöneweide will - normalerweise 3 Stationen S-Bahn; Fahrzeit unter 10 min - muss jetzt mit der Strassenbahn zum Schlossplatz Köpenick Fahren und von dort mit dem Bus zum Bahnhof Schöneweide, das dauert so etwa ne Stunde.

Kompensieren mit Reserven heißt nicht dass die jetzt mehr fahren, die sind einfach voller als vorher. Man konnte die Stadt schon immer im Zick Zack mit irgendwelchen Bussen etc. durchqueren wenn man Zeit totschlagen wollte, jetzt ist man halt dazu gezwungen. Das dann Kompensation zu nennen ist der blanke Hohn.

Im Westteil der Sadt läuft's vielleicht etwas besser, weil die ja damals, als Berlin geteilt war, ihr U-Bahnnetz massiv ausgebaut haben um von der S-Bahn, die komischerweise in der Ganzen Stadt der DDR gehörte, unabhängig zu sein.